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"Im Land des Lächelns" - erschienen im Magazin "Club zu Bremen"

Stadt Langen, Landkreis Cuxhaven, Zollgrenzbezirk. 121,4 Quadratkilometer groß, 19.515 Einwohner, direkt angrenzend an Bremerhaven. Eine typische, deutsche Randgemeinde: ein alter Ortskern an der Hauptstraße, Gewerbegebiete, Reihenhaussiedlungen, die A27 ist nicht weit weg. Eine Stadt am Rande einer großen Stadt. Willkommen im Land des Lächelns.

 

„Alte Wache“, Ziegeleistraße 1 in Langen. Ein heller, moderner Anbau ergänzt die 1925 gebaute „Alte Wache“, die ehemalige Polizeistation der Stadt. Dort sitzt eines der am schnellsten wachsenden Dienstleistungs-Unternehmen der Region – 2006 ausgezeichnet mit dem „Unternehmerpreis der Stadt Langen“ für die Schaffung der meisten neuen Arbeitsplätze: die Zahnarztpraxis Dr. Linneweber & Partner.

 

Ziegeleistraße 1, 1. Etage, Zugang übers Treppenhaus oder den behindertengerechten Fahrstuhl. Wie eine Zahnarzt-Praxis sieht es hier nicht aus; die Luft schmeckt auch nicht typisch nach Zahnarzt (sie kennen bestimmt diesen seltsamen Mix aus Desinfektions- und Reinigungsmitteln vermischt mit Geruch nach Zahnarztstuhl). Viel Glas und Licht, frische Blumen, eine Spielecke für Kinder im offenen Warteraum, farbenfrohe Gemälde an den Wänden, wirklich aktuelle Zeitschriften auf den Tischen, ein Getränkeautomat für die Kunden, die Durst haben. Willkommen im eigentlichen Land des Lächelns.

 

Das freundliche Ambiente wurde nicht ohne Grund gewählt. „Zahnärzte müssen heute unternehmerisch denken und den Patienten als Kunden begreifen“, meint Dr. Jan Linneweber (38), der die Praxis 1998 gründete. „Wer sich vor 30 Jahren entschloss Zahnarzt zu werden, konnte nur reich werden. Doch diese Zeiten sind vorbei. Wer nicht in modernes Praxis-Marketing investiert, sich wirtschaftlich verhält, wird bald vom Markt verschwinden.“ Eine Meinung, die durch aktuelle Zahlen untermauert wird – und manchem Zahnarzt sicherlich das Lächeln gefrieren lässt. Denn den deutschen Zahnärzten geht es prinzipiell schlecht: In einer deutschen Millionenmetropole steht mittlerweile jede zweite Praxis unter Bankenaufsicht, weiß ein auf das Klientel spezialisiertes Finanzierungsinstitut.

 

Dr. Jan Linneweber kennt diese Zahlen, weiß, dass im vergangenen Jahr drei Praxen in Bremerhaven und eine in Bremervörde Insolvenz anmelden mussten – und kennt auch die Ursachen: „Fragen Sie mal den Gesetzgeber und seine Reformsucht.“ Denn in Deutschland wurde und wird am Gesundheitssystem seit Jahren herumgedoktert, ohne dass der Patient wirklich gesund wird. Ein verwirrendes Punktesystem, nach dem die einzelnen Leistungen eines (Zahn)Arztes abgerechnet werden, oben drüber ein „Budget“. Wird es überschritten, gibt es weniger Geld pro Punkt. Einmal Zahn ziehen? Mit Glück gibt es den Höchstbetrag von rund sechs Euro. Müssen deutschlandweit viele Zähne gezogen werden, aber vielleicht auch nur 60 Prozent davon – also brutto 3,60 Euro vor Kosten für eine halbe Stunde Arbeit ... Gleichzeitig verlangen aber Krankenkassen, kassenärztliche Vereinigungen und natürlich die Banken mittlerweile stringente Businesspläne mit konkreten Aussagen zu Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren. „Wie sollen wir Zahnärzte das leisten, wenn wir aber nicht wissen, was ein Punkt im kommenden Jahr wert ist?“ fragt Dr. Linneweber.

 

Man könnte sich mit ihm stundenlang über unsinnige Vorschriften („„Können Sie mir erklären, warum ein Zahnarzt nicht in seiner Berufskleidung fotografiert werden darf?“) und Vorgaben unterhalten – jeder Zahnarzt muss im Laufe seiner Selbstständigkeit zum Fachmann für Verwaltungsrecht mutieren. Etwa 30 Prozent seiner täglichen Arbeitszeit gehen für Verwaltung drauf, schätzt Linneweber. Plausibilitätsprüfungen, Wirtschaftlichkeitsprüfungen, Qualitätsmanagement, Arbeitsrecht, Verordnungen, Gesetze – die Liste des Tages ist lang. „Als Einzelkämpfer haben Sie als Zahnarzt keine Chance mehr auf dem Markt – sie können das nicht alles alleine im Auge behalten.“

 

Mit ein Grund, warum Linneweber im Jahr 2000 den Weg einer Praxisgemeinschaft wählte. Zurzeit arbeiten sechs Zahnärzte in der Praxis, 25 Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Assistenz, ein eigenes Labor mit sechs Angestellten liefert schnell und maßgenau Brücken, Kronen oder Inlays – und auch in die Zukunft wird investiert. „Wir bilden für den eigenen Bedarf aus. Momentan haben wir sieben Auszubildende, für 2007 suchen wir vier weitere junge Menschen, die ‚zahnmedizinische Fachangestellte’ werden wollen.“ Das alles bringt die „Zahnarztpraxis Dr. Linneweber & Partner“ in die TOP 20 der größten deutschen Zahnarztpraxen. Doch der eigentliche Erfolg von Linneweber ist ein klares Praxiskonzept und eine Vision für die Zukunft: „smiledesigner“ nennt es sich.

 

Wie so vieles kommt auch dieser Begriff aus den USA, genauer: aus New York. Die Star-Zahnärzte Dr. Marc Loewenberg und Dr. Gregg Lituchy setzten schon Ende der 1990er-Jahre auf den Trend „smiledesign“. Darunter versteht man ästhetische Zahnheilkunde auf höchstem Niveau. Dr. Linneweber: „Die Amerikaner geben pro Kopf etwa achtmal soviel für ästhetische Zahnheilkunde aus wie die Deutschen. Und der Trend ist mittlerweile auch bei uns klar erkennbar: Gesunde Zähne gehören zum klassischen Aushängeschild eines erfolgreichen Menschen.“ Nicht Bohren und Brücken stehen dabei im Vordergrund, sondern eine umfangreiche Beratung und Vorsorgebehandlung. Dr. Jan Linneweber hat gemeinsam mit seinem Berater und Freund, dem Technologie-Unternehmer Dipl.-Ing. Hansjörg Troebner aus Bremerhaven das „smiledesigner“-Konzept auf deutsche Verhältnisse zugeschnitten; den Namen „smiledesigner“ mittlerweile rechtlich als Wortmarke geschützt.

 

Ziegeleistraße 1, Langen, 2. Etage: Hier lebt das „smiledesigner“-Konzept. Im Herbst 2006 wurde die komplette Etage umgebaut und nennt sich jetzt „smiledesigner prophylaxe“ – unter der Schirmherrschaft seiner Königlichen Hoheit, Prinz Christian Sigismund von Preußen. Rote Farbflächen setzten Akzente zu nussbaum-farbigen Möbel-Oberflächen, die Wände sind leicht abgetönt, viele hinterleuchtete Glasflächen schaffen eine Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt. Im hinteren Teil ein zusätzlicher Raum nur für Kinder – mit Legosteinen, Puppen, Spielen, Büchern und Playstation. Er wird videoüberwacht vom Empfang aus; an eine zusätzliche Kinderbetreuung durch eine Erzieherin ist gedacht – „zweimal wöchentlich nachmittags. Wir denken dabei insbesondere an die Zielgruppe der Teilzeit-Beschäftigten und Alleinerziehenden“.

 

Welch ein ungewöhnliches Wort für einen Zahnarzt – „Zielgruppe“.  Früher hieß es Patient, doch mittlerweile „muss man an Kunden denken – mit all dem, was dazu gehört“. Denn auch das gehört zum Konzept „smiledesigner“ – Begriffe aus dem Marketing und der Betriebswirtschaft mit Leben zu füllen. „Auslastungsquoten, Return-on-investment, Customer Relationship, Cross-Media-Kampagnen: Über solche Dinge lernt der Zahnarzt nichts im Studium“, weiß Dr. Linneweber aus eigener Erfahrung. „Das werden aber in Zukunft die Faktoren sein, die über Leben oder Sterben in der Branche entscheiden. Nur gut zu Bohren, eine saubere Füllung einzusetzen wird nicht reichen.“

Denn die Branche wird – wie die Apotheken – aufgemischt. Bereits vor gut zwei Jahren veröffentlichte Jan Linneweber einen Artikel im „Landesjournal des Wirtschaftsrates Deutschland“. Titel: „Von der zahnärztlichen Einzelpraxis zum zukunftsweisenden Versorgungszentrum“. Zitat: „Schon jetzt werden in den Niederlanden Vorbereitungen getroffen, den deutschen Zahnarzt- und Dentalmarkt einzunehmen. In Fernost werden von den Niederländern riesige Laboratorien mit Tausenden von Labortechnikern aufgebaut, um günstigen Zahnersatz in Deutschland anzubieten. Die Planungen gehen zu großen Zahnarztketten, die sich strategisch in Deutschland positionieren.“ Eine weise Voraussage: Mit großem Presserummel wurde vor wenigen Monaten die „McZahn AG“ eröffnet, die ein Franchise-System aufbauen will und zuzahlungsfreien Zahnersatz anbieten möchte. Importiert aus – China. Doch davor hat Linneweber keine Angst: „McZahn ist nur scheinbar billig – und ein Arzt, der den Franchisevertrag unterschreibt, kann nicht rechnen“. Linneweber kennt den Vertrag, hat selber überlegt, ins System einzusteigen – „doch es lohnt sich weder für den Kunden noch für den Unternehmer“.

 

Der Smiledesigner setzt daher lieber auf eigene Innovationen und eigenes Wachstum, ist als einzige Praxis im Land Bremen in den „Verbund innovativer Zahnarztpraxen“ aufgenommen worden. Doch die Widerstände gegen Innovationen im zahnärztlichen Bereich sind groß. Sonntags sollte die Praxis auch geöffnet sein – zusätzlich zum Sonnabend und dem 12-Stunden-Betrieb unterhalb der Woche. Ein guter Plan für die Praxis. Er erschließt neue Zielgruppen und verbessert die Auslastungsquote. Ein guter Plan für Langen. Es wäre neue Arbeitsplätze entstanden. Ein guter Plan für den Kunden. Er hätte mehr Wahlfreiheit gehabt.

 

Ein schlechter Plan für die „Kassenzahnärztliche Vereinigung“ (KZV) in Hannover. Sonntags geöffnet? Ein Zahnarzt? Wettbewerb? Um Gottes willen! Da gibt es doch irgendwo bestimmt ein Gesetzt, dass das verbietet (es gibt eins: das Arbeitssschutzgesetz). Linneweber und sein Partnerteam fanden das befremdlich: In Nordrhein-Westfalen gibt es schon längst Praxen, die sonntags für Ihre Kunden öffnen dürfen. Linneweber: „Das zeigt für mich die Unsinnigkeit des momentanen Systems. Die eine KZV sagt ‚ja’, ein paar hundert Meter weiter hinter der Landesgrenze heißt es ‚nein’.“

 

Aussteigen aus dem System könnte er vielleicht sogar – wenn er seine Kassenzulassung zurückgeben würde und nur noch Privatpatienten behandeln würde. Doch auch wenn sich „VIPs“ (vom Urenkel des letzten deutschen Kaisers über einen Oscarpreisträger bis zum deutschen Schlager-Mogul) bei Linneweber & Partner privat behandeln lassen: „Ich bin Zahnarzt aus Leidenschaft – wie mein Bruder in Berlin oder mein Onkel. Und eine 2-Klassen-Gesellschaft in der Medizin können wir nicht gebrauchen“.

 

Sinnvoller wäre es für ihn, wenn sich Gesetzgeber und Krankenkassen darauf besinnen würde, lieber die Vorsorge zu bezahlen statt aufwändiger Behandlungen. „Es ist doch schierer Hohn, dass die Kasse zwar einmal jährlich zahlt, wenn Zahnstein entfernt werden muss – aber nicht die anschliessende Polierung der Zähne.“ Denn ohne Polierung kommt der Zahnstein schnell wieder; führt zur Zahnfleischerkrankung, die im schlimmesten Fall wieder zu weiteren Krankheiten führt. Dr. Linneweber: „Es gibt einen medizinisch unbestrittenen Zusammenhang zwischen Schlaganfällen und Paradonditis – aber wir bezahlen lieber die teuren Folgen als die günstige Vorsorge.“ Bei solchem Unsinn vergeht auch Dr. Jan Linneweber manchmal das Lachen – selbst im Land des Lächelns.

 
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